Jeder fängt mal klein an. Selbst die erfahrensten Rennradfahrer machen Anfängerfehler, wenn sie mit dem Mountainbiken beginnen. Wenn du gleich von Beginn an Spaß an deinem MTB haben möchtest, dann folge einfach diesem Basisleitfaden. Denn wenn es eine Sache gibt, die das Mountainbiking ausmacht, dann der Spaß, den man dabei hat. Hier unser erster Tipp:
Spaß haben
Mountainbiking steht für pures Adrenalin und Spaß am Kontakt mit der Natur, vergiss für den Anfang also erst einmal alles, was mit Herausforderungen und Training zu tun hat. Zuerst sollte dir nur wichtig sein, rauszukommen, in die Pedale zu treten und die Fahrt zu genießen. Später hast du noch genug Zeit, dich zu fordern und auf deinem Mountainbike ins Schwitzen zu geraten. Wenn du schon den ersten Tag nicht mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht beendest, wird es dir schwerfallen, wieder in den Sattel zu steigen.
Das richtige Fahrrad auswählen
Entscheide dich für ein Mountainbike, das zu dir und deinen Bedürfnissen passt, so vermeidest du Enttäuschungen. Kurz gesagt:
- Entscheide dich für die richtige Größe. Hier findest du einen Leitfaden, aber am besten lässt du dich in dem Geschäft beraten, in dem du das Rad auch kaufst. Dort bekommst du die richtige Größe und kannst das Rad auf deine Maße einstellen lassen.
- Schließe Enduro- oder Downhill-Mountainbikes von vornherein aus. Diese Modelle sind für Einsteiger zu “krass”. Ein Cross-Country-Mountainbike (Hardtail oder vollgefedert) eignet sich perfekt für den Einstieg. Mit dem Down-Country-Mountainbike (vollgefedertes Cross-Country-Bike mit ein wenig zusätzlicher Stoßdämpfung) hast du als MTB-Anfänger eine weitere tolle Option, da dieses Modell sich leicht an verschiedene Geländetypen anpassen lässt.
- Denke erst gar nicht an ein 26″- oder 27,5″-Rad (auf dem Gebrauchtmarkt findet man tolle Schnäppchen, gerade weil sie so schwer zu verkaufen sind). 29″-Räder sind heute Standard. Bist du aber eher klein, kann ein 27,5″-Rad perfekt für dich sein.
- Achte unbedingt auf eine Vorderradfederung. Mindestens 100 mm. Wenn du mehr Komfort brauchst oder oft in unwegsamem Gelände unterwegs bist, ziehe ein vollgefedertes Modell in Erwägung. Aber bedenke, dass diese Modelle auch teurer und schwerer sind.
- Aluminium oder Carbon? Ein hochwertiges Aluminium-MTB ist für Anfänger besser geeignet als ein Carbonrad von minderer Qualität.
- Flat- vs. Klickpedale. Bist du Rennradfahrer, liegt die Antwort klar auf der Hand: Klickpedale. Flatpedale sind nur dann sinnvoll, wenn man keinerlei Erfahrung hat und auf einfachen Trails oder Strecken fahren möchte. Ansonsten sind Klickpedale immer die bessere Option, solange man das Ein- und Ausklicken beherrscht. Das bringt uns zum nächsten Punkt:
Sich mit dem eigenen Mountainbike vertraut machen
Jetzt, wo du dein nagelneues Fahrrad hast, solltest du dich mit all seinen Komponenten vertraut machen: Klickpedale, Schaltung, Bremsen, Federung, etc. Teste dein Fahrrad zunächst auf flachem, einfachem Terrain, um zu sehen, wie alles funktioniert. Erst dann solltest du dich ins Gelände wagen.
Denke daran, dass sich das Fahrrad je nach Gelände und Bedingungen (trocken und befestigte Straße, trocken und Schotter oder Sand, feucht und schlammig oder einfach nass) unterschiedlich verhält und reagiert. Jede Situation besteht aus vielen Variablen, und darüber hinaus solltest du noch weitere Faktoren berücksichtigen, z. B. ob du bergauf, bergab oder auf ebener Strecke fährst oder ob du Kurven nimmst. All das kann die Leistung deines Fahrrads beeinflussen, deshalb solltest du…
Vorsichtig und realistisch sein
Besonders bei deinen ersten Touren. Selbstüberschätzung gehört zu den größten Fehlern, die man als Radsportler machen kann, unabhängig von der Erfahrung. Versuche nicht zu früh zu schnell und zu weit zu fahren.
Mountainbiken ist nicht nicht gleich Rennradfahren, beides sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Du bist vielleicht fit und stark, aber dir fehlt die Technik, also sei vorsichtig.
Verlasse dich nicht auf die Ratschläge anderer Radsportler, denn was für die einen “leicht” oder “normal” ist, wird für dich wahrscheinlich eine zu große Herausforderung sein. Versuche erst gar nicht, mit erfahreneren Mountainbikern mitzuhalten oder sie nachzuahmen.
Fahre mit den richtigen Leuten
Fahre wenn möglich mit Freunden. Idealerweise sollten es nur ein paar sein (höchstens 5-6), die mehr oder weniger auf deinem Niveau sind und “gut zusammenpassen”. Das Wichtigste ist, dass alle die Fahrt genießen und Spaß zusammen haben.
Fahre besser nicht zusammen mit “Profis” oder erfahrenen Radsportlern, denn dann kommt keiner auf seine Kosten. Du verausgabst dich zu sehr und die anderen können wegen dir nicht Vollgas geben.
Fehlen die Optionen, kannst du auch alleine fahren. Aber sage deiner Familie Bescheid, plane die Route und mache dich mit ihr vertraut. Wenn möglich, stelle sicher, dass es sich um ein Gebiet handelt, in dem viele Wanderer/Radsportler unterwegs sind. Nur für den Fall, dass du Hilfe brauchen solltest.
Sich auf die Tour vorbereiten
Das gilt vor allem dann, wenn man sich weit vom eigenen Zuhause entfernt oder plant, einen großen Teil der Strecke abseits der üblichen Wege zu fahren. Du solltest deine Tour planen, um dich mit Gelände und Wetter vertraut zu machen und dich dementsprechend auszurüsten.
Ein Helm ist unerlässlich. Es gibt spezielle MTB-Helme mit Visier, welche zusätzlichen Schutz bieten. Handschuhe sind ebenfalls ein Muss für mehr Sicherheit und Komfort. Radbrille, Trägerhose und Radtrikot gehören in Sachen Bekleidung und Zubehör zur Grundausstattung. Derartig gewappnet kannst du problemlos auch länger als 2 Stunden in die Pedale treten. Wenn du auch bei kaltem oder regnerischem Wetter unterwegs bist, solltest du auf Winterkleidung, Regenmantel und wasserfestes Zubehör zurückgreifen.
Sind Reiseroute und passende Kleidung fix, brauchst du nur noch ein aufgeladenes Handy, etwas Geld, Wasser und Essen (besser zu viel als zu wenig) sowie einen Werkzeugsatz (Schlauch in der richtigen Größe, Pumpe, Flicken, Reifenheber, Multitool mit Kettennieter und Kettenschloss). Zum Transport kannst du eine Satteltasche, eine Werkzeugaufbewahrungsflasche oder einen Trinkrucksack benutzen.
Warte dein Fahrrad
Wenn das Fahrrad nicht richtig gewartet wird, nutzt selbst die beste Planung nichts. Beim Mountainbiking nutzen sich Fahrrad und Bauteile viel stärker ab als beim Rennradfahren.
Du solltest dein Rad nicht nur regelmäßig putzen, um Staub, Schlamm und Schmutz zu entfernen, sondern vor jeder Tour auch sämtliche Komponenten überprüfen. So musst du später nicht wegen eines platten Reifens, einer klemmenden Gangschaltung, defekter Bremsen oder eines störrischen Antriebs umkehren.
Die regelmäßige Fahrradwartung in einer Werkstatt deines Vertrauens spart dir Ärger und Geld. Gleichzeitig kannst du die Gelegenheit nutzen, um Zweifel auszuräumen, Ratschläge einzuholen oder dich über organisierte Gruppenausflüge zu informieren.
Raus aus deiner Komfortzone
Unser vierter Tipp: Sei vorsichtig und bleibe realistisch, aber übertreibe es nicht – schließlich sprechen wir hier vom Mountainbiken. Zum Spaß gehört ja gerade, sich schmutzig zu machen, das Rad beim harten Bremsen schlittern zu hören, zu stürzen, weil man es übertrieben hat, den Boden an richtig steilen Anstiegen mit dem Fuß zu berühren, die Bremsen bei Abfahrten ein bisschen lockerzulassen… Suche dir jede Woche eine kleine Herausforderung, um deine Skills zu erweitern und stärker zu werden. Aber achte immer auf die Sicherheit, sei vorsichtig und bleibe realistisch. Denke erst gar nicht daran, in nur einem Jahr zu Nino Schurter oder Maja Włoszczowska werden zu wollen. Der Schweizer und die Polin waren MTB-Profis in einer Zeit, in der ihre Fahrräder nur 26″ groß waren, drei Kettenblätter hatten und ohne ihre Lenkerhörnchen nicht einmal als Mountainbikes zu erkennen gewesen wären.