Falls du dich schon immer gefragt haben solltest, warum Merinowolle zur Herstellung von Socken, Trikots, Thermo-Baselayern und anderen Radsportbekleidungsartikeln verwendet wird, hier 10 Gründe, warum die Naturfaser eine hervorragende Kunstfaseralternative darstellt:
Wärmeregulierende Eigenschaften
Sie hält dich warm, wenn es kalt ist und kühl, wenn es heiß ist. Das Gleiche macht die Wolle für Schafe in Winter und Sommer.
Die Fasern der Merinoschafswolle sind sehr dünn, kraus und gewellt, mit bis zu 40 Kräuselungen pro cm. Dadurch entstehen Luftkammern, die die Körperwärme speichern und eine isolierende Schicht gegen kalte Außentemperaturen bilden. Darüber hinaus ist die hohe Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu einem Drittel des Eigengewichts) bei niedrigen Temperaturen sehr vorteilhaft. Nicht nur, weil sie die Haut trocken hält, sondern auch, weil sich die Wolle durch die Aufnahme der Feuchtigkeit erwärmt. Diese Absorptionswärme wird durch einen exothermen Prozess erzeugt, bei dem Wolle und Wassermoleküle aufeinandertreffen und Energie freisetzen.
Es mag verrückt klingen, im Sommer ein Kleidungsstück aus Merinowolle zu tragen, doch die Wolle selbst erzeugt keine Wärme. Die gleichen Luftkammern, die gegen Kälte isolieren, isolieren auch gegen Hitze. Doch erzeugt produziert unser Körper auf dem Rad Wärme? Ja, das tut er. Die kühlende Wirkung der Merinowolle ist auf die folgenden beiden Eigenschaften zurückzuführen:
Feuchtigkeitsaufnahme
Hygroskopie. Und was heißt das? Was hat es mit den kleinen Beuteln mit der Aufschrift “Silica-Gel” auf sich, die in so vielen Verpackungskartons enthalten sind? Nun, Silica-Gel oder Kieselgel wirkt ebenfalls hygroskopisch, genau wie die Merinowollfasern. Das bedeutet, dass die Wolle Feuchtigkeit vom Körper aufnimmt, sie speichert, damit die Haut trocken bleibt und sie die Feuchtigkeit – da sie atmungsaktiv ist – nach außen ableitet. Wenn es draußen heiß ist, trocknet sie schnell und weil der Körper weiter schwitzen kann, stellt sich ein Kühleffekt ein.
Atmungsaktivität
Im Vergleich zu synthetischen Fasern wie Polyester ist Merinowolle 30 Mal atmungsaktiver. Das liegt daran, dass der Transpirationsvorgang in den Merinofasern selbst stattfindet und die Luft auf natürliche Weise strömen kann. Bei synthetischen Fasern hängt alles von der Größe der Poren zwischen den einzelnen Fasern ab.
Antimikrobielle Eigenschaften
Merinowolle hemmt das Bakterienwachstum auf drei unterschiedliche Arten:
- Die schuppige Oberfläche der Faser verhindert, dass Bakterien an ihr haften bleiben.
- Dank ihrer hervorragenden Feuchtigkeitsaufnahme und Atmungsaktivität kann sich kein Schweiß auf der Haut ansammeln.
- Merinowolle ist im Grunde genommen nichts anderes als Schafshaar und besteht daher hauptsächlich aus einem fibrillären Protein, dem Keratin, das unter anderem als Schutzbarriere gegen Mikroorganismen fungiert.
Geruchshemmend und wasserabweisend
Schlechte Gerüche werden durch Bakterien verursacht, die es heiß und feucht mögen. Wie wir soeben festgestellt haben, hemmt Merinowolle ihre Vermehrung, absorbiert außerdem Feuchtigkeit und ist atmungsaktiv und trocknet somit schneller. Und das heißt weniger Bakterien und weniger unangenehme Gerüche in der Kleidung und auf der Haut.
Die Epicuticula ist die äußerste Schicht der Merinowollfaser, in der Fettsäuren und Proteine nach außen gerichtete Bindungen bilden, die die Oberfläche hydrophob und wasserabweisend werden lassen.
Widerstandsfähig und langlebig
Merinowolle ist nicht perfekt. Sie ist nicht so strapazierfähig wie Nylon, Polyester oder andere Kunstfasern. Synthetische Fasern wiederum haben in Sachen Atmungsaktivität, Schweißabsorption und Geruchshemmung das Nachsehen. Kein Material ist perfekt und genau aus diesem Grund bestehen die meisten Kleidungsstücke auch aus verschiedenen Zusammensetzungen der besagten Materialien.
Was die Langlebigkeit anbelangt, so hängt alles davon ab, wie man seine Kleidung pflegt. Da Kleidungsstücke aus Merinowolle jedoch nicht zu unangenehmen Gerüchen neigen und seltener gewaschen werden müssen als Kleidungsstücke aus Kunstfasern, halten sie logischerweise auch länger.
Vielseitigkeit
Dank ihrer wärmeregulierenden Eigenschaften kann Merinowolle das ganze Jahr über getragen werden, egal ob es warm oder kalt ist.
Wird Merinowolle mit anderen Fasern kombiniert, verbessert das die Eigenschaften der Radsportbekleidung. Sie wird vielseitiger und eignet sich für größere Temperaturspannen.
Komfort
Wenn du schon einmal Thermo-Baselayer, Trikot, Socken oder Jacke aus Merinowolle am Körper hattest, dann weißt du, dass das weiche und warme Gefühl der extrem dünnen und leichten Fasern auf der Haut nicht zu übertreffen ist.
Gut für deine Haut
Zunächst einmal juckt Merinowolle nicht, weil sie so dünn ist. Mit 17 bis 23 Mikrometern ist sie weit von der Schwelle entfernt, ab der der menschliche Körper das unangenehme Kratzgefühl empfindet (25 Mikrometer). Wäre Merinowolle nicht so dünn, dann würde sie laut dieser Studie nicht besser abschneiden als andere Materialien wie Baumwolle oder Polyester, wenn es um die Verbesserung der Schlafqualität geht.
Allergien, so nahm man lange an, würden eher durch minderwertige Wolle und den mit ihr verbundenen Juckreiz verursacht. Doch “aktuelle Erkenntnisse deuten nicht darauf hin, dass Wollfasern Hautallergien auslösen”. Ganz im Gegenteil, es scheint, dass all ihre bisher erwähnten Eigenschaften Wolle zu einem natürlichen Heilmittel gegen Ekzeme machen und zur Linderung der Symptomatik beitragen.
Bemerkenswert ist außerdem, dass Merinowolle je nach Gewebedichte einen UV-Schutz von bis zu 50 UPF vorzuweisen hat.
Umweltfreundlicher Rohstoff
Hand aufs Herz: Jede Art von Textilherstellung hinterlässt einen Fußabdruck auf unserem Planeten, manchmal mehr, manchmal weniger. Synthetische Fasern werden aus Erdölpolymeren hergestellt und sind für 1,35 % des weltweiten fossilen Brennstoffverbrauchs verantwortlich. Wolle hingegen wird von Schafen gewonnen, die einmal im Jahr geschoren werden und deren Fell dann nachwächst. Das lässt Wolle zu einem nachhaltigen Rohstoff werden. Solltest du dir Sorgen um den Tierschutz machen, so kannst du beruhigt sein: Scherer sind Experten auf ihrem Gebiet und fügen den Schafen keinerlei Leid zu.
Wir wollen dich nicht anlügen und behaupten, dass Wolle keine Umweltverschmutzung verursacht, denn der gesamte Prozess, von der Aufzucht der Schafe bis zu dem Punkt, an dem das Paket mit deinem Thermo-Baselayer bei dir zu Hause ankommt, erzeugt natürlich auch einen CO2-Fußabdruck. Der Vorteil von Merinowolle liegt schlichtweg darin, dass sie wiederverwendbar und zu 100 % biologisch abbaubar ist.
Da Merinowolle antibakteriell und geruchshemmend ist, muss sie nicht allzu oft gewaschen werden, was wiederum hilft, Energie zu sparen. Das Wichtigste ist jedoch, dass sie kein Mikroplastik erzeugt. Synthetische Fasern tun dies bei jedem Waschgang. Die winzigen Plastikteilchen befinden sich überall, sogar in der menschlichen Plazenta.
Zum Schluss noch eine sehr bemerkenswerte Tatsache: Durch die Merinowollproduktion bleiben die Menschen eher auf dem Land wohnen. Die Entvölkerung ganzer Ortschaften und großer Landstriche, auf denen die Felder ohne die weidenden Schafe zu Futter für Waldbrände würden, wird also verhindert. Betrachten wir das Ganze nun aus der Sicht des Radsportlers: In gewisser Weise trägt Fahrradbekleidung aus Merinowolle dazu bei, die Natur zu schützen und die Straßen und Wege sauber zu halten. Und das heißt, dass wir alle uns unbekümmert und sorglos in den Sattel schwingen können.
Vielen Dank für diese ausführliche und verständliche Schilderung über Merinowolle.
Ich werde bei Siroko Unterwäsche mit Merinowolle kaufen.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Merino ist so gut zum Radfahren, dass wir auch an Socken und Trikots arbeiten. Bleiben Sie dran!
Danke für den Artikel, das ist interessant für jemanden mit Hautallergien!
Hallo,
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir freuen uns, dass Ihnen der Artikel gefallen hat. Wir bemühen uns stets, Informationen bereitzustellen, damit die Verbraucher wissen, welche Materialien sie verwenden werden.
Freundlichen Grüßen