Wir möchten diesen Beitrag allen Fahrradmechanikern widmen, die bei ihrer Arbeit immer wieder mit großem Aufwand Fahrradprobleme beheben müssen, die leicht hätten vermieden werden können, wäre der Besitzer nur etwas vorsichtiger gewesen und hätte sich die Zeit genommen, sich im Vorfeld zu informieren. Hiermit möchten wir uns im Namen aller Radsportler entschuldigen. Wir wissen, wir machen Fehler und wir wissen, wie haben uns folgender Vergehen schuldig gemacht:
Selbstüberschätzung
Zugegeben, als Radsportler denkt man schnell: “Das kriege ich doch locker hin”. Nur um dann festzustellen, dass das Ganze doch schwieriger ist als gedacht und man das Problem eigentlich nur schlimmer und das Fahrrad reif für die Fahrradwerkstatt gemacht hat. Egal, wie viele YouTube-Videos und Tutorials man sich auch anschaut, das eigene Fahrrad tatsächlich zu reparieren, ist eine ganz andere Geschichte. So gibt es bestimmte Reparaturen und Wartungsarbeiten, die man besser dem Profi überlässt. Vor allem dann, wenn man nicht das richtige Werkzeug zur Hand hat und es schnell gehen muss. Wie sagte schon Sokrates: “Die wahre Weisheit liegt in der Kenntnis der eigenen Unwissenheit”.
Unangemessene Kleidung
Bevor man sich ans Reparieren macht, Bauteile austauscht oder das Fahrrad reinigt, sollte man sich als Erstes passend kleiden, um unnötige Verschmutzungen und Verletzungen zu vermeiden. Klar, du kannst den kompletten Antriebsstrang natürlich auch in Badelatschen, ohne Handschuhe und in weißem T-Shirt reinigen und schmieren. Aber eines ist sicher: Du wirst es bereuen.
Trage Handschuhe (Latex-, Silikon- oder dünne Stoffhandschuhe), damit deine Hände schön sauber bleiben und du dich nicht unnötig verletzt. Auch weiße oder wertvolle Kleidungsstücke, die für dich einen hohen materialien oder ideellen Wert besitzen, sollten tabu sein. Anstatt deiner teuren Fahrradkluft solltest du also lieber auf dunkle Kleidung setzen, an der du nicht sonderlich hängst. Wenn du häufig Wartungsarbeiten ausführst, besorge dir eine Schürze mit Taschen – ein sehr nützliches Gadget. Und trage auf keinen Fall Flip-Flops oder Sandalen, da Werkzeug und Fahrradteile sonst mit voller Wucht auf deine Füße fallen und Verletzungen verursachen könnten.
Minderwertige Werkzeuge
Gutes Werkzeug ist zwar teuer, sollte aber eher als sinnvolle Investition denn als Kostenfaktor betrachtet werden, da es dir die Arbeit erleichtert. Außerdem kann schlechtes Werkzeug zu Schäden führen, die den Kauf teurer Ersatzteile erforderlich machen.
Und vergiss nicht, dass die richtige Anwendung und Aufbewahrung die Lebensdauer deiner Werkzeuge erheblich verlängert. Wenn du unsicher bist, wie du ein bestimmtes Werkzeug benutzen sollst, frage nach oder suche auf YouTube nach passenden Videos. Achte darauf, dass deine Werkzeuge immer sauber und ordentlich aufbewahrt werden. So gehen sie nicht verloren und sind jederzeit einsatzbereit.
Ein Beispiel ist der Inbusschlüssel, ein sehr häufig verwendetes Werkzeug. Schlechte oder abgenutzte Inbusschlüssel führen zu abgewetzten Schrauben, die sich nicht mehr lösen oder anziehen lassen. Ein Satz qualitativ hochwertiger Inbusschlüssel und ein Drehmomentschlüssel sind unerlässlich, wie wir im nächsten Punkt sehen werden.
Zu fest oder zu locker angezogene Schrauben und Bolzen
In der Regel werden Schrauben und Bolzen eher zu fest als zu locker angezogen. Das kann aber sowohl das Bauteil, zu dem die Schraube gehört, als auch andere Fahrradteile beschädigen. Zieht man zum Beispiel die Schrauben am Vorbau zu fest an, kann man das Gabelrohr oder den Lenker beschädigen. Wird die Schraube der Steuersatzkappe zu fest angezogen, können der Steuersatz selbst und das Gabelrohr Schaden nehmen. Ein zu festes Anziehen der Sattelklemme kann negative Auswirkungen auf die Sattelstütze und sogar auf den Fahrradrahmen haben.
Und genau deshalb sind Drehmomentschlüssel so wichtig. Ja, sie sind teuer, aber die Schäden, die durch zu festes Anziehen entstehen, können noch teurer werden. Wenn Bolzen oder Schrauben hingegen zu locker angezogen sind, gefährdet man sich selbst und andere (Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer).
Unsachgemäße Verwendung von Schmiermitteln und Fetten
Zu den häufigsten Fehlern gehören: zu viel Schmiermittel auf die Kette auftragen, Kette und Antriebsstrang vor dem Auftragen des Schmiermittels nicht reinigen, ein für die Fahrraddisziplin ungeeignetes Schmiermittel verwenden, Schmiermittel oder Öl auf die Bremsen auftragen, um sie vom Quietschen zu befreien, Fett auftragen, wo es nicht hingehört, und nicht auftragen, wo es hingehört, oder das falsche Fett verwenden.
Die richtige Anwendung von Schmierstoffen und Fetten ist zwar recht einfach, sie zu erklären, würde aber unnötig viel Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb haben wir einige Videos zusammengestellt, in denen du sehen kannst, welche Arten von Schmierstoffen und Fetten es gibt, wo und wie sie eingesetzt werden und wie man den Antriebsstrang reinigt und schmiert:
Und denke gar nicht erst daran, deine Scheiben- oder Felgenbremsen zu schmieren oder zu fetten. Wenn sie quietschen, können sie nass, abgenutzt, schmutzig oder mit Öl oder Schmiermittel verunreinigt sein. Überprüfe zuerst, ob alles in Ordnung ist und ob Teile ersetzt werden müssen. Reinige und trockne dann die Scheiben und Beläge sowie den Bremsbereich der Felgenbremsen. Damit sollte das Quietschen der Vergangenheit angehören.
Kette nicht ersetz
Wenden wir uns nun dem Teil des Antriebsstrangs zu, der am stärksten beansprucht wird und daher besonderer Aufmerksamkeit bedarf: der Kette.
Eine ordnungsgemäß gewartete, saubere und gefettete Kette kann je nach Einsatz und Fahrer ca. 2000-3000 km halten. Man stelle sich vor, wie lange eine Kette halten würde, die nicht richtig gewartet wurde. Außerdem gilt: Je länger eine schlecht gewartete Kette im Einsatz ist, desto höher ist der Verschleiß an Kassette und Kettenblättern und desto schlechter funktioniert das Schalten. Außerdem büßen wir mit jedem Pedaltritt an Effizienz ein und wir verlieren Geld, denn eine Kette ist viel billiger als Kassette oder Kettenblätter.
Abhilfe schafft die Anschaffung einer Kettenverschleißlehre, mit der der Zustand der Kette in regelmäßigen Abständen (alle 500 km) überprüft werden kann. Zeigt die Lehre an, dass die Kette verschlissen ist, muss sie ersetzt werden.
Falscher Reifendruck
Einer der häufigsten Fehler bei Radfahrern, und das unabhängig von der Disziplin, ist ein falscher Reifendruck, der entweder zu hoch oder zu niedrig ist. Genau diesen Fehler gilt es zu vermeiden. Überprüfe zuerst den Mindest- und Höchstdruck auf der Felgenflanke und bestimme dann mit einem Online-Rechner wie dem von Sram oder Silca den optimalen Druck für deine Reifen, dein Gewicht, deine Disziplin, deinen Fahrstil etc.
Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Reifendrucks auf die eigene Sicherheit und Fahrleistung findest du in diesem Leitfaden für Anfänger.