In Eigenregie ein Bikefitting durchzuführen, und das mit schriftlichen Tipps aus einem Blogbeitrag wie diesem, kann ziemlich mühsam sein und schwerwiegende Folgen haben. Zum Glück aber leben wir heute in einer Welt voller leicht zugänglicher Technologien, die es uns ermöglichen, unser Bike in kurzer Zeit und für wenig Geld selbst an unsere Bedürfnisse anzupassen. Wenn du dir also kein professionelles Bikefitting leisten kannst oder einfach nur die Basics ausprobieren willst, dann bleib dran. In diesem Blogbeitrag möchten wir dir einige Apps und Video-Tutorials vorstellen, mit denen das Bikefitting fast schon zum Kinderspiel wird.
Was brauche ich?
Ein Maßband, ein Fahrrad, ein Smartphone, ein Stativ oder eine andere Art von Halterung für das Smartphone und, für einige Apps, einen Rollentrainer, auf dem das Fahrrad sicheren Stand hat.
Körpermaße
Zunächst gilt es, mit einem Maßband die eigenen Körpermaße wie Körpergröße, Länge Oberschenkelinnenseite und Armlänge zu nehmen. Sie werden für einige Apps und YouTube-Tutorials benötigt.
Bikefitting-Apps
Hier gilt es zu bedenken, dass Apps zwar recht hilfreich und zum Teil auch sehr genau sein, sie aber ein echtes Bikefitting durch einen Profi nicht ersetzen können. Treten also beim Tritt in die Pedale Schmerzen oder Beschwerden auf oder sehnst du dich nach einer individuelleren Anpassung, dann wende dich am besten direkt an einen Fachmann. Möchtest du es lieber mit einer App versuchen, stehen dir mehrere Optionen zur Verfügung, entweder für Android, iOS oder beides. Folgende Apps können wir dir empfehlen:
MyVeloFit: Wenn du auf der Suche nach einer App bist, die dir Ergebnisse liefert, die einer biomechanischen Analyse so nahe wie möglich kommen, dann ist diese App genau das Richtige für dich. Sie wurde von echten Experten mit dem Ziel entwickelt, datenbasiertes Bikefitting für jedermann zugänglich zu machen und so simpel zu gestalten, dass jeder seine Situation selbst einschätzen und anhand seiner persönlichen Daten Anpassungen vornehmen kann.
Um alle Vorteile der App nutzen zu können, brauchst du ein Fahrrad und einen Rollentrainer, eine Kamera oder ein Smartphone, um dich zu filmen, und ein Stativ oder eine andere Halterung für dein Smartphone.
Die App führt dich durch den gesamten Prozess, beginnend mit einer ersten Bewertung deiner Mobilität und Flexibilität. Anschließend analysiert die App deine Position auf dem Fahrrad und erstellt einen detaillierten Bericht über die nötigen Anpassungen. Sobald die Anpassungen vorgenommen wurden, überprüft die App diese erneut und wiederholt den gesamten Prozess so lange, bis sie die für dich am besten geeignete Fahrradeinstellung gefunden hat.
Die App verfügt über eine kostenlose Testversion, allerdings sind hier nur sehr wenige Funktionen verfügbar. Wenn du alle Vorteile der App nutzen möchtest, kannst du zwischen zwei kostenpflichtigen Abonnements wählen. Für eine einmalige Zahlung von 35 $ gibt es den “Enthusiast”-Plan, der dir 2 Wochen Zugang für ein Fahrrad gewährt, aber auch nicht alle Funktionen beinhaltet. Für 75 $ gibt es den “Pro”-Plan, ein Jahresabonnement, mit dem du mehrere Fahrräder gleichzeitig anpassen kannst.
Bike Fast Fit: Diese App ist nur für iOS-Systeme verfügbar und bietet zwei kostenpflichtige Abonnements. Zum Einen das Basis-Abo für 4,99 $ pro Jahr oder 0,99 $ pro Monat, mit einer kostenlosen 7-Tage-Testversion. Um die App nutzen zu können, benötigst du einen Rollentrainer und ein Stativ für dein Smartphone. Filme dich beim Fahren und lade das Video anschließend hoch, damit die App dein Fahrrad, deine Bewegungsabläufe und deine Körperhaltung analysieren, bewerten und einen Bericht mit Anpassungsempfehlungen erstellen kann. Die Elite-Version der App bietet allen Interessierten für nur 9,99 $ eine noch detailliertere Analyse. Eine interessante und oftmals lohnenswerte Option.
Bike Fit Calculator: Diese App ist völlig kostenlos und nur für Android-Systeme verfügbar. Sie ist die wohl schlichteste App und bietet weniger Anpassungsmöglichkeiten und weniger detaillierte Berichte als die anderen Apps. Für ein einfaches Bikefitting ist sie aber trotzdem sehr gut geeignet. Einfach den Fahrradtyp auswählen, Körper- und Fahrradmaße eingeben und die App erledigt den Rest und macht Vorschläge, wie das Fahrrad an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann.
Roadie Bike Fit: Diese App kostet 4,99 $ und ist nur für Android-Systeme verfügbar. Neben dem günstigen Preis hat die App einen weiteren großen Vorteil: Das Fahrrad kann einfach auf den Boden gestellt werden, ein Rollentrainer ist nicht nötig. Fotografiere dein Fahrrad, damit die App die Maße selbst berechnen kann, und mache dann gemäß der Anleitung ein zweites Foto von dir im Sattel. Nun kann die App die Messwerte auswerten und notwendige Anpassungen empfehlen.
YouTube-Tutorials
YouTube ist eine tolle Sache und bietet Tutorials zu allen möglichen Themen, auch zum Bikefitting. Von der Sattelhöhe bis zur Position der Schuhplatten, für alles gibt es Anleitungen. Allerdings solltest du hier immer darauf achten, dass die Quelle auch vertrauenswürdig ist und die Anleitungen klar und einfach zu befolgen sind. Hier ein tolles Beispiel von “Specialized”, in dem alle wichtigen Einstellungen anschaulich erklärt werden:
Wenn du wissen möchtest, wie man Cleats richtig anbringt, dann schaue dir die folgenden beiden Videos an:
Es gibt so viel Content von so vielen verschiedenen Creatorn, dass die Fülle an Vorschlägen und Methoden manchmal verwirrend sein kann und sogar zu Beschwerden, Verletzungen und dem Gefühl führen kann, wertvolle Zeit verschwendet zu haben. Diesem Thema widmet sich Chris Miller im folgenden Video und kommt zu einem klaren Schluss: Ein professionelles Bikefitting kostet zwar mehr, ist sein Geld aber wert. Nicht nur, weil man viel Zeit spart, sondern auch, weil die Beratung und Betreuung durch einen Profi den ein oder anderen Zweifel ausräumen kann.
Anpassungen und Kontrolle
Egal ob App oder Video-Tutorial: Wichtig ist, das Fahrrad sofort nach jeder Einstellung zu testen und zu überprüfen, ob alles richtig gemacht wurde. Außerdem gilt es, in den folgenden Tagen und Wochen darauf zu achten, ob Beschwerden oder Schmerzen im Zusammenhang mit den vorgenommenen Einstellungen auftreten. Diese Informationen können helfen, weitere Einstellungen vorzunehmen oder bereits vorgenommene Änderungen rückgängig zu machen.
Fazit: Ein selbst durchgeführtes Bikefitting kann in manchen Fällen sehr hilfreich sein, sollte aber nicht die Arbeit eines Fachmanns ersetzen. Wenn du spezifische Probleme mit deiner Sitzposition oder Schmerzen beim Fahren hast, oder wenn du eine individuellere Anpassung wünschst, um deine Leistung zu verbessern, empfehlen wir dir, dich an einen professionellen Biomechaniker zu wenden. Eine mehr als sinnvolle Investition, die kein Radsportler bereuen dürfte.