Es gibt Radtrikots, die wahre Designkunstwerke sind, und andere… die, nun ja, eher ein Fall für die Modepolizei sind. In dieser lustigen Übersicht präsentieren wir dir die skurrilsten, extravagantesten und hässlichsten Radtrikots der Tour de France. Trikots, die dir in den meisten Fällen die Tränen in die Augen treiben dürften. Vielleicht findest du aber auch das eine oder andere Modell, das dir gefällt oder du bei dir im Schrank hängen hast. Die Mode ist ständig im Wandel, doch es gibt auch Designs wie das La Vie Claire Trikot, die der Zeit trotzen und zu echten Klassikern werden. Die nun folgenden Trikots jedoch gehören unserer Meinung nach ganz sicher nicht dazu.
Castorama 1990-1994
Das Team Castorama, bis 1995 fester Bestandteil der Tour, trug in seinem letzten Tourjahr ein Trikot, das so gar nichts mehr mit dem bekannten und allseits beliebten Jersey zu tun hatte. Der Grund? Hauptsponsor Castorama, ein französisches Bau-, Dekorations- und Gartenbauunternehmen, dessen Mitarbeiter blaue Overalls und blau-weiß gestreifte T-Shirts trugen. Dieses Design sollte sich auch auf die Teamkleidung des Radsportteams auswirken. Doch sollte Castorama 1995 nicht nur wegen seines extravaganten Trikots für Furore sorgen, sondern auch, weil es mit Laurent Fignon, Luc Leblanc und Thierry Marie echte französische Spitzensportler in seinen Reihen hatte. Und ausgerechnet Thierry Marie, auch “Monsieur Prolog” genannt, sollte alle Erwartungen erfüllen und das Trikot als Sieger des Prologs mit stolzgeschwellter Brust über die Ziellinie fahren.
Système U 1986-1989
Und auch bei der Tour de France 1986 war es Thierry Marie, der – diesmal zum ersten Mal im Trikot von Système U – beim Prolog als Erster die Ziellinie überquerte. Kein Zufall, denn Système U und Castorama teilten sich damals dieselbe Organisationsstruktur. So fuhr das Team auch in den gleichen Farben wie Renault-Elf, allerdings mit weniger schwarzen Details, einem anderen Design und seitlich angebrachtem Sponsorenlogo. In einem Trikot, das der großartigen Mannschaftsgeschichte schlicht nicht gerecht werden sollte.
Toshiba 1990-1991
Wer hätte gedacht, dass eines der berühmtesten und beliebtesten Radsporttrikots der Geschichte, das von Team La Vie Claire, Anfang der 90er durch eines der schrecklichsten Designs ersetzt werden sollte, das die Radsportwelt je gesehen hatte? So geschehen im Jahr 1990, als das Team sein altes Trikot, inspiriert vom niederländischen Künstler Piet Mondrian, durch ein neues ersetzte und das ohnehin schon recht ausgefallene Design dann, typisch 90er, auch noch mit einer schwarz-weiß gestreiften Trägerhose kombinierte. Aus heutiger Sicht ein absoluter Modefauxpas, der durch eine komplett schwarze Radlerhose einiges an Schrecken verloren hätte.
Mario Cipollini – Tour de France 1999, 9. Etappe
Wir schreiben das Jahr 1999, das Jahr, in dem Lance Armstrong die Tour erstmals dominieren sollte. Doch zunächst war es Mario Cipollini (alias Super Mario), der bis zur 9. Etappe die meisten Etappensiege für sich verbuchen konnte, genau vier in Folge. Unmittelbar nach dem Zeitfahren von Metz, wo Armstrong den Grundstein für seinen ersten Toursieg legte, erschien Mario Cipollini in einer Toga, um den Geburtstag von Julius Cäsar zu feiern. Und sein Team Saeco-Cannondale tauschte seine roten Trikots gegen weiße Trikots mit goldenen Details aus. Sowohl Cipollini als auch das Team bekamen die Aufmerksamkeit, die sie suchten – und kassierten zugleich wegen der Verwendung unzulässiger Ausrüstung eine Geldstrafe von der Tour-Organisation. Cipollini hatte auf der 9. Etappe schwer zu kämpfen und stieg schließlich noch vor dem Ziel in Sestriere aus der Tour aus.
Mapei – Quick Step 2002
Dieses Team gehört zu den absoluten Superstars der Radsportgeschichte und weiß mit ein paar echten Radsportlegenden wie Johan Museeuw, Oscar Freire, Paolo Bettini oder Michele Bartoli aufzuwarten. Ursprünglich in Wurzeln und Struktur italienisch und von einem italienischen Sponsor finanziert (Mapei, ein Unternehmen für Baumaterialien), ging das Team schon bald in belgische Hand über, mit belgischer Basis, belgischer Struktur und belgischem Sponsor (Quick Step, ein belgisches Unternehmen für Bodenbeläge). Die Teamausrüstung stach von Anfang an aus der Masse hervor und führte in der Öffentlichkeit zu kontroversen Diskussionen. Wir persönlich finden, dass das Trikot 2002 styletechnisch absolut den Vogel abschießt. Ganz im Gegensatz zu den schönen Colnago C40-Rädern des Teams, die heute als echte Sammlerstücke gelten.
Cervélo Test Team 2009-2010
Weiß, nicht gerade die beste Farbe, wenn es um Radsportausrüstung geht. Schon gar nicht für Trägerhosen. 2009 und 2010 trug das Team bei allen Rennen Schwarz, eine absolut zeitlose Kombination, die auch gut bei den Trägerhosen der Tour de France hätte zum Einsatz kommen können. Stattdessen entschied man sich für einen Schwarz-Weiß-Mix (2010 kombiniert mit Grautönen) und fuhr trotz des fragwürdigen Designs einen Sieg nach dem anderen ein. 2009 gewann das Team Cervelo Test zwei Etappen (Thor Hushovd und Heinrich Haussler), 2010 eine (Thor Hushovd). Und zugegeben: Es gehört schon eine Menge Mut dazu, an einem Regentag weiße Kleidung zu tragen…
Milram 2009
Die eigenen Sponsoren mit dem Design der Teamtrikots glücklich zu machen, kann schnell aus dem Ruder laufen. Man denke nur an das Team Milram, dessen Fahrer in ihren Trikots wie blaue Kühe aussahen. Zum Glück überlegte es sich das deutsche Team vor dem Start der Tour noch einmal anders und entschied sich für eine schwarze Radlerhose mit blauen Streifen an den Seiten. Glück brachte der Designwechsel allerdings nicht, denn das Team Milram konnte keinen einzigen Sieg nach Hause fahren.
Polti 1994-1997
Schließen wir unsere Liste mit dem Team ab, das von Polti, einem italienischen Bügeleisen- und Staubsaugerhersteller, gesponsert wird. Wenn jemand weiß, was sich hinter diesem abstrakten Design verbirgt, so kann er uns das gerne in den Kommentaren mitteilen, denn wir haben ehrlich gesagt nicht den blassesten Schimmer.
Damit endet unsere Liste der schlechtesten Radsport-Designs in der Geschichte der Tour de France. Und klar, wir wollten mit diesem Artikel auch ein wenig zum Schmunzeln anregen, aber letztendlich wissen wir alle, dass die Tour de France mehr ist als nur ein Schaulaufen der Sponsoren. In nur drei Wochen werden Können, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Fahrer auf die Probe gestellt. Grund genug, sich trotz einiger “schrecklicher” Trikotdesigns jedes Jahr aufs Neue auf die Tour zu freuen und zu hoffen, dass uns auch die künftigen Designs wieder zum Lachen bringen.