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Warum sind Fahrräder so teuer?

Während das 2014 Specialized Tarmac SL4 S-Works früher einen Verkaufspreis von rund 10.000 € hatte, kommt sein Nachfolger, das 2024 Specialized Tarmac SL8 S-Works heute auf einen Gesamtpreis von rund14.000 €. Gleiches gilt für das Trek Madone, dessen Preis von 10.000 € (2014) auf 13.499 € (2024) gestiegen ist. Ein Teil dieses Preisanstiegs mag auf die Inflation zurückzuführen sein, aber auch andere Faktoren wie Materialien, Herstellungsverfahren, Löhne, Forschung und Entwicklung, Logistik und Marketing spielen eine wichtige Rolle bei der Preissteigerung von Fahrrädern.

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Inflation

Der Preisanstieg im Fahrradsegment lässt sich durch die Inflation allein nicht erklären. So müssten echte Premium-Bikes, die vor rund 10 Jahren noch für rund 10.000 Euro zu haben waren, heute inflationsbereinigt bei circa 12.717 Euro liegen. In Wirklichkeit aber kosten viele moderne Highend-Modelle an die 14.000 Euro. Ein Preisunterschied, den viele Hersteller damit begründen, dass moderne Fahrräder dank verbesserter Aerodynamik, hydraulischer Scheibenbremsen und elektronischer Schaltungen nicht nur fortschrittlicher, sondern auch teurer in der Herstellung sind.

Sind auch Fahrräder im mittleren Preissegment teurer geworden?

Während der Preis für das 2014 Trek Madone 5.9 vor einigen Jahren noch bei ca. 3.999€ lag, kostet das Bike heute inflationsbedingt bis zu 5.100€. Demgegenüber steht das 2024 Trek Madone SL 7 Gen 8 für 6.499 €, das – bessere Ausstattung sei Dank – ein insgesamt besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet als sein Vorgänger aus dem Jahr 2014. Noch spannender: Das Trek Madone SL 6 Gen 8 mit Shimano 105 Di2, das aktuell auf einen Gesamtpreis von 4999 € kommt und seinem großen Premium-Bruder in nichts nachsteht.

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Bei Specialized kostete das 2014 Tarmac SL4 Comp mit Ultegra Di2 3.899 €, inflationsbereinigt würde das Rad 2024 also auf einen Gesamtpreis von rund 5000 € kommen. Interessant:Das von den technischen Daten her am ehesten vergleichbare Modell liegt, ausgestattet mit Shimano 105 Di2, nur bei 4.400€. Die Expert Serie ist eine Alternative zum SL8 Comp und ist ausgestattet mit Shimano Ultegra Di2 für rund 7.000 € zu haben. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fahrräder der mittleren Preisklasse gemessen an der Inflation ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, was folgende Frage aufwirft: Warum sind Premium-Fahrräder so teuer?

Wie viel kosten Fahrradrahmen in der Herstellung? 

Die Herstellungskosten von Fahrradrahmen hängen im Wesentlichen davon ab, ob der Fahrradhersteller seine Rahmen selbst herstellt oder ob er auf externe Hersteller zurückgreift. So können die Materialkosten für hochwertige Carbonrahmen aufgrund der höherwertigen Carbonfasern bis zu 350 € betragen. Ein Beispiel dafür sind die S-Works Rahmen von Specialized, die aus FACT 12r Carbon gefertigt werden und damit leichter und steifer sind als ihre Brüder aus der Mittelklasse.


Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Kosten für die Gussformen, die je nach Design zwischen 10.000 und 20.000 Euro pro Form liegen können. Für jede Rahmengröße wird eine eigene Form benötigt, so dass die Gesamtkosten schnell 50.000 bis 120.000 Euro betragen können. Bei beliebten Modellen können die Hersteller die Kosten schnell wieder hereinholen, bei weniger beliebten Fahrrädern, wie z.B. Zeitfahrrädern, kann es länger dauern, bis die Kosten wieder eingespielt sind.


Forschung und Entwicklung

Marken wie Trek und Specialized geben beträchtliche Summen für den Bereich Forschung und Entwicklung aus. Factor, ein kleinerer Hersteller, investiert jährlich etwa 1 Million Dollar, was die Kosten pro Fahrrad um 100 Dollar erhöht. Die Kosten für Forschung und Entwicklung verteilen sich hierbei auf verschiedene Modelle und konnten durch den Einsatz von computergestützten Modellen und künstlicher Intelligenz (KI) gesenkt werden, wenngleich natürlich auch die Software Kosten verursacht.

Komponenten

Viele Marken setzen auf firmeneigene Komponenten, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Auf diese Weise erzielen die Hersteller eine höhere Gewinnmarge und haben eine bessere Kontrolle über die Qualität der einzelnen Produkte. Produzieren die Hersteller ihre Komponenten nicht selbst, so werden sie zugekauft, was ebenfalls zusätzliche Kosten verursacht. Zu den teuersten Komponenten gehören Laufräder und Antriebsstrang – wenngleich die Hersteller die einzelnen Bauteile zu weit geringeren Preisen erwerben als die Händler.

Hier ist die Vielfalt so groß, dass es praktisch unmöglich ist, die Kosten der einzelnen Komponenten auf den Gesamtpreis eines Fahrrades umzurechnen.

Lieferung und Vertrieb

Auch der Transport hat einen Einfluss auf den Fahrradendpreis. Der Transport per Schiff ist mit 40 bis 60 € pro Fahrrad die günstigste Transportmöglichkeit, während der Transport per Flugzeug bis zu 200 € und mehr an Kosten verursachen kann. Hinzu kommen Einfuhr- und Versicherungskosten, die sich auf bis zu 1.200 € pro Container belaufen können.

Hersteller, die wie Canyon direkt an ihre Kunden verkaufen (B2C), können im Vergleich zu B2B-Marken (Business-to-Business) wie Trek und Specialized niedrigere Preise anbieten. Erfolgt der Verkauf hingegen über Lieferanten und Händler, so liegt der Preis um 30-60% höher. Die tatsächlichen Gewinnmargen sind jedoch ganz unterschiedlich, insbesondere wenn Geschäfte Rabatte gewähren, um ihre Lagerbestände zu reduzieren.

Marketing und Sponsoring


Marketing und Sponsoring sind für Hersteller von wichtiger Bedeutung. Dies gilt insbesondere für den Profisport. Trek beispielsweise sponsert das Lidl-Trek-Team und stellt hierfür mindestens 150 Fahrräder im Wert von 2,1 Millionen Euro bereit. Gleiches gilt für die Damenmannschaft, für die mindestens 100 zusätzliche Fahrräder zur Verfügung gestellt werden. Specialized sponsert gleich mehrere Damen- und Herrenmannschaften. Solche Sponsorings können zwischen 3 und 8 Millionen Euro pro Jahr ausmachen, was zusätzliche Kosten für den Endverbraucher bedeutet.

Die entstehenden Mehrkosten für die Verbraucher sind schwer abzuschätzen, da sie im Wesentlichen davon abhängen, ob sie nur für das von den Teams verwendete Fahrradmodell oder für alle Fahrradmodelle der gleichen Serie anfallen und auch davon, wie viele Fahrräder insgesamt produziert werden. Laut dem Eigentümer von Factor, der jährlich 10.000 Fahrräder produziert, belaufen sich die Kosten auf 300 bis 500 €.

Weniger Gewinnmarge als gedacht

Rechnet man die Kosten für Herstellung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung und andere Faktoren zusammen, so können sich die Kosten für einen Fahrradrahmen auf 1000 bis 2000 € belaufen. Ein Preis, der zwar recht weit vom Endverbraucherpreis entfernt liegt, zu dem aber auch noch die Gewinnmargen von rund je 30% für Lieferanten und Händler hinzugerechnet werden müssen. Darüber hinaus müssen die Hersteller andere indirekte Kosten wie Gehälter, Mieten, Software, Versicherungen und Steuern decken.

Entgegen der landläufigen Meinung erzielen die Hersteller also weniger Gewinn als gemeinhin gedacht. Im Zuge der Pandemie haben viele Hersteller Umsatzeinbußen erlitten und einige Geschäfte waren sogar gezwungen, zu schließen.

Würden die Leute bei niedrigeren Preisen mehr Fahrräder kaufen?


Während der Pandemie waren die Preise recht hoch und es wurden mehr Fahrräder verkauft als je zuvor. Eine Umsatzsteigerung, die jedoch eine Ausnahme bleiben sollte. Derzeit bilden Elektrofahrräder die absoluten Bestseller – und das in sämtlichen Preisklassen. Ja, Premium-Fahrräder sind recht kostspielig, doch lassen sich mit relativ wenig Aufwand lohnenswerte Alternativen ab 5.000€ oder sogar 2.000€ finden, die den gleichen Fahrspaß und die gleiche Leistung versprechen wie ihre Verwandten aus dem Premiumsegment. Und ohnehin: Das Mehr an Performance, das Premium-Räder bieten, dürfte nur für die wenigsten Radsportler deutlich spürbar sein. Denn wenn man näher darüber nachdenkt, werden Highend-Räder oft in Zusammenarbeit mit Radprofis entwickelt, und nur in den wenigsten Sportarten benutzen Hobbysportler das gleiche Equipment wie die bestbezahlten Profis der Welt.

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